Am Morgen des Stephanstags – die Kirchgänger waren gerade auf dem Heimweg – kam das Unwetter. Ohne Vorwarnung raste mit unerwartet hoher Geschwindigkeit eine weisse undurchdringliche Wolkenwand heran. In kürzester Zeit setzte ein Wind von nie da gewesener Stärke ein.
Lothar ist der Name eines Orkantiefs, das sich über der Biskaya entwickelt hatte und am 26. Dezember 1999 in nordöstlicher Richtung über West- und Mitteleuropa hinweg zog. Aus Westen kommend traf der Sturm vormittags auf den Schwarzwald. Er wütete etwa zweieinhalb Stunden von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr mit Windgeschwindigkeiten weit über 200 Stundenkilometern und verursachte Schäden in Milliardenhöhe.
Wieder am Stephanstag – am 2.Weihnachtsfeiertag 2002 – treffen sich einige 100 Menschen am Pfeiferbergsattel zu einer Weihnachtsfeier der etwas anderen Art. An einem unwirtlichen Ort, bei Nieselregen, Nebel und Kälte – umgeben von archaisch wirkenden Gestalten aus geschundenem und zerbrochenem Holz sowie einer Krippe aus dem Wurzelstumpf einer Tanne. Grobe Gesichter, von Käfern zerfressen – auf den ersten Blick ernst und hart und sicher nicht den gewohnten weihnachtlichen Krippendarstellungen entsprechend.
Drei Jahre dem Verfall preisgegeben lagen sie im Wald und feierten zu Weihnachten eine Art Auferstehung um dann wieder an ihren Ursprungsort zurück zu kehren.
Trotz aller Zerstörungen die der Sturm anrichtete, hatte er auch etwas Gutes: tiefe Schneisen, die sich durch die Bergwälder zogen, gaben ungeahnte Ausblicke frei – und es gab Licht – Licht für eine Vielfalt an Gräsern, Blumen, Bäumen und Lebewesen.
Und im Wald blieb eine Menge scheinbar wertloses Holz zurück. Stoff aus dem eine Vielzahl an Skulpturen entstanden.
Besonders die Weißtanne mit ihren „Untugenden“: Storchennestartige Kronen, kropfartige Geschwulste und von Misteln durchlöchertes Holz, lernte ich zu schätzen. Leider ist die Weißtanne nicht nur durch Stürme, sondern noch mehr durch die globale Klimaerwärmung sehr bedroht.
Eine Bergkuppe geprägt von Wind, Wald und Weihnachten und einem Kamel, geschaffen aus der Krone einer Weißtanne, das dem Ort seinen Namen gab.
Ein Kamel als Hommage an die Kraft der Natur und als Symbol für die Vergänglichkeit des Seins.