Die Sammlerin.
Groß, gebeugt, mit einem weitrandigen spitzen Hut, mit breitem Grinsen, barfuß – so ist sie unterwegs, im hinteren Kappler Tal. Freudig und erfolgreich, wie man sieht. Mit gesammelten Flaschen, Büchsen und vielerlei Kram. Sogar ein Einkaufswagen ist dabei – dieser ist etwas zweckentfremdet als Rucksack auf den Rücken geschnallt – was im unwegsamen Gelände durchaus hilfreich ist. Gefüllt ist er mit wertvoller Beute, die sich im nahen Umfeld fand.
Ihre Freude spiegelt uns aber auch etwas anderes: Das Konsumverhalten und die Müllflut in unserer Wegwerfwelt – oft unselig gepaart mit Egoismus und Gleichgültigkeit in Teilen unserer Gesellschaft. Sogar unsere schönsten Plätze werden von den Auswirkungen nicht verschont.
Die Sammlerin steht für einen sorgsamen, wertschätzenden und nachhaltigen Umgang mit den Dingen.
Thomas. Rees im Dezember 2019.
Die Skulptur ist aus Eichenholz, etwa 4,5 Meter hoch, ein Hut aus Stahlblech, auf dem Rücken ein Einkaufswagengefüllt mit Flaschen, Büchsen und Müll aus dem Umfeld.
Die Skulptur ist Teil des Themenweges Lebensraum Kappel, MENSCH-ZEIT-ERDE, im Biosphärengebiet Schwarzwald, das zum UNESCO Naturerbe gehört. Es ist ein Projekt der Stadt Freiburg, des Biosphärengebiets Schwarzwald und des Kunst- und Kulturvereins Freiburg-Kappel.
die Sammlerin, Freiburg-Kappel im Juni 2020
Als Hauptursache für die zunehmende Vermüllung werden häufig veränderte Konsumgewohnheiten („fliegende Verpflegung“ am Imbissstand, materialintensive Verpackungen, Wegwerfgesellschaft) und ein generell nachlässigerer Umgang mit öffentlichem Eigentum aufgrund sich verändernder Konventionen, sozialer Desintegration und/oder mangels sozialer Kontrolle genannt. Motivationen für veränderte Konventionen können Bequemlichkeit, Gewöhnung, Lust an Provokation bzw. an deviantem Verhalten usw. sein. Umgekehrt erkennen Psychologen und Umweltpädagogen in der Vermüllung auch „eine Art Gesellschaftskritik“, die sich durch Gruppenverhalten verstärkt:
„Littering ist verboten und somit eine einfache Möglichkeit, Grenzen zu überschreiten. Etwas auf den Boden zu werfen ist so etwas wie eine kleine Provokation, eine kleine Mutprobe. Man fühlt sich als Held: ‚Ich lehne mich mit dieser einfachen Aktion gegen die Gesellschaft auf.‘ Dazu kommt der Gruppendruck. Dadurch fangen auch Leute an zu littern, die sonst nie etwas auf den Boden werfen, weil sie nicht als Spießer dastehen wollen. Und der Konformitätsdruck setzt sich in Menschenmengen natürlich fort. Wo schon etwas auf dem Boden liegt, wird mehr dazugeworfen. Wenn eine Grenze überschritten ist, wird das schnell hemmungslos.
Quellen: Daniela Gschweng: Umweltpädagogin: „Littering ist eine Art Gesellschaftskritik“. Barbara Schumacher weiß, wieso wir Abfall wegwerfen. TagesWoche vom 13. August 2015
die Skulpturen des Themenweges:
Erderwärmung und der Biosphärenteufel Baum der Erkenntnis Anima Mundi, die Weltseele Coronus BIOS – Wunder des Lebens die Sammlerin, Hexe von Kappel der schaffende Mensch, Homo faber