„die siebte Kugel“
– von Hybris und Magie
Die Skulptur:
Ein Hybrid aus Holz (Robinie, Weide, Eiche), Kunststoffteilen (Müll) und Elektronikschrott.
Höhe 3,25 Meter, Durchmesser Eichensockel etwa 90 Zentimeter.
In 7 Teile zerlegbar, die Arme/Hände sind beweglich, schwingen durch Anstoßen oder im Luftzug.
Raues gespaltenes Holz, viele Plastikteile oder einfach nur Müll, teilweise geschmolzen und angebrannt – es ist ein bedrohliches Konglomerat, das die abstrakte Form einer menschlichen Gestalt überzieht und durchdringt. Es symbolisiert die Beziehung zwischen dem Menschen und der Natur – die Natur, die nährt und Lebensraum bietet. Der Mensch ist ein Teil von ihr, ist untrennbar mit ihr verwoben und kann sich nicht aus diesem fundamentalen Beziehungsgeflecht herauslösen.
Doch: Schneller, schöner, bequemer, billiger soll es sein. Dafür werden im 21. Jahrhundert modernere, weniger magische, aber ebenso unselige Geister gerufen. Und auch diese fordern ihren Tribut, indem sie auf invasive Weise ein fragiles Schöpfungswerk manipulieren.
Hier, aus der Jetztzeit, spannt die Skulptur in ihrer Allegorik nun einen Bogen von sehr alten Sagen um die Freikugeln, über die Oper „der Freischütz“, hin zu einer vagen Zukunft: So liegt in der linken Hand die verfluchte „Siebte Teufels-Kugel“, die alles entscheidende, letzte Kugel, mit ihrem gefährlich zerstörerischen Potential. Sie ist im Pakt mit dem Teufel der Preis für die sechs anderen stehts treffsicheren Kugeln, mit denen sich ein Lebensziel scheinbar einfach erkaufen lässt, die aber auch ohne großen Nutzen leichtfertig vergeben werden.
Die rechte Hand schwebt über der siebten Kugel – sorgenvoll, schützend, aber auch zögernd, vielleicht den Fluch brechend und mit der Frage: Ist noch genug Zeit, die Dinge in eine gute Zukunft zu lenken? Und: liegt die Gefahr, die die siebte Kugel in sich birgt, vielleicht gar nicht in einer teuflischen Macht, sondern vielmehr in der Hybris des Menschen begründet??
Thomas Rees, im Juli 2021
Die Skulptur ist Teil eines Projektes bei den Höri Musiktagen am Bodensee.
Wie könnte das Leben in den nächsten Jahrzehnten auf der Erde aussehen? – „KugelSieben” zeigt Bilder von Visionen in Form von Live-Musiktheater mit sechs Kurzfilmen. Die Aufführung findet am Abend des 13. August 2021 Open Air im Rahmen des 5-jährigen Jubiläums der Höri Musiktage am Bodensee auf dem Gelände des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes statt. Das Festival strebt langfristig die Einrichtung eines künsteübergreifenden Kulturzentrums an. „KugelSieben” stellt in diesem Zusammenhang ein Pilotprojekt dar, das Potentiale einer solchen Begegnungsstätte auslotet. Dies bietet uns einen geeigneten Rahmen für Fusionen auf verschiedenen Ebenen: Theatralität im Film und filmische Elemente im Theater, das Aufeinanderprallen von Realität und fantastischen Welten in Kaleidoskop-Ästhetik, verschiedene Musikrichtungen von Oper bis Techno, das Zusammenführen von darstellenden und bildenden Künsten – alles inspiriert aus der Musik und dem Text des „Freischütz”.
Die Beziehung von Max und Agathe, respektive Mensch und Natur wird dabei in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung gerückt und im Spannungsfeld dämonischer und verklärter Kräfte ausgelotet.
weiteres unter: https://www.hoeri-musiktage.de/veranstaltungen/kugelsieben-2