das „Waldtor“ – in Freiburg-Waltershofen
GPS: 48°01´ 01″ N 7°44´ 34″E
„Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen“
so charakterisiert das Buch Genesis das Verhältnis von Mensch und Natur.
Die Stützpfeiler des Tores werden von zwei Gestalten gebildet, die einen gewundenen Baumstamm schultern. Sie stehen symbolisch für das Schaffen des Menschen, für sein Streben die Natur urbar zu machen, sie sich als Ressource zu erschließen.
Dieses Streben ist ein Grundmoment der menschlichen Existenz, ist aufs Engste verwoben mit der Geschichte der Menschheit.
Unterwerfen und herrschen – diese beiden Begriffe lassen eine ungleiche Beziehung vermuten, die von einer klaren Hierarchie geprägt wird. Und tatsächlich lässt sich beobachten, dass der Mensch sich über die Natur erhebt, sie nach seinen Vorstellungen formen möchte und zu oft ohne Rücksicht von ihr nimmt, was er braucht. Die Folgen dieses Handelns sind ein immer weiteres Zurückdrängen und Zerstören der Natur – Verschmutzung der Umwelt, das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, Klimaveränderung… Angesichts dieses Befundes ist die Erkenntnis, dass der Mensch die Natur vor ihm selbst schützen muss, nicht von der Hand zu weisen.
Diese Gedanken finden sich auch im Waldtor wieder.
Auf dem gewundenen Baumstamm, der als Querbalken des Tores dient, ist ein Käfig zu entdecken, welcher auf eine Kugel gestellt ist. Auf der Kugel steht eine Schale, aus der heraus ein kleiner Baum und andere Pflanzen wachsen. Die Kugel steht symbolisch für unseren Planeten, die bewachsene Schale für die Natur.
Der sie umgebende Käfig wirkt auf den ersten Blick als Begrenzung als ein Einsperren. Zu dieser negativen Assoziation lässt sich allerdings noch eine zweite Bedeutungsebene hinzufügen, welche den Käfig mit positivem verbindet: der Käfig schützt die sich in ihm befindende Schale, macht den Innenraum zu einem sicheren Rückzugsort, in welchem die Natur sich erholen, ungestört wachsen und sich entfalten kann.
Dem Menschen kommt in diesem Prozess die Aufgabe zu, die Natur zu schützen, ihr Raum zu geben, sie zu bewahren, zu hegen und zu pflegen.
Genau dies meint auch der eingangs zitierte Text aus dem Buch Genesis. Denn die Begriffe unterwerfen und herrschen meinen in diesem Kontext nicht, wie man zunächst annehmen könnte, eine ausbeuterische, einer Diktatur gleichende Form von Herrschaft. Vielmehr steht im Hintergrund das alttestamentarische Verständnis des guten und gerechten Königs, welcher Verantwortung für das ihm Anvertraute übernimmt und als Beschützer der Schwachen und Hilflosen agiert.
Genauso soll sich der Mensch gegenüber der Schöpfung verhalten.
Die Schöpfung ist nicht Eigentum des Menschen, er ist somit nicht Besitzer sondern eher Verwalter der ihm anvertrauten Welt. So ist der Mensch dazu gerufen, so zu handeln, dass die ihn umgebende Umwelt erhalten bleibt und Lebensraum für alle Geschöpfe sein kann – jetzt und auch für die nachfolgenden Generationen.
Die Verantwortung, die eine solche Aufgabe mit sich bringt, wird im Waldtor durch die beiden menschlichen Figuren , die die Stützpfeiler des Tores bilden, dargestellt. Sie tragen die Last der Verantwortung, trotz aller Nutzbarmachung der Natur ebendiese zu schützen und zu bewahren.
Diese Verantwortung ist keine abstrakte Größe, sondern kann und muss konkret im Alltag und vor Ort gelebt werden. Im Waldtor wird dies durch die Einbettung der lokalen Besonderheiten in den größeren Zusammenhang gebracht:
der Eisenbahnzug auf dem Querbalken, erinnert an die Erweiterung der Rheintalbahn. Der Bau zweier zusätzlicher Gleise fordert einen enormen Eingriff in die Natur.
Als Kohärenzmaßnahme für diese Neubaustrecke entwickelt sich hier nun auf einer Waldfläche von ca. 10 Hektar eine Naturwaldzelle, in der für 60 Jahre auf forstwirtschaftliche Nutzung verzichtet wird. Dies fördert die Artenvielfalt und den Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, die auf alte Baumbestände und Totholz angewiesen sind. Ein Hinweis darauf sind der Mittelspecht an der Weltkugel und die links am Querbalken versteckte Fledermaus. Beides sind stellvertretend bedrohte Tierarten, die hier ihren Lebensraum haben.
Auf dem gewundenen Querstammes sitzt eine Hexe, die mit der Eisenbahn spielt.
– Sie verkörpert das Märchenhafte, Zauberhafte und auch Geheimnisvolle der Wälder, der Natur, „unserer“ Welt.
– Etwas im Abseits – eine Hand, die sich aus dem Waldboden reckt, so als wolle sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken – oder ist es „die Schöpfung“, die ein letztes Zeichen gibt?
S/T Rees im Juli 2017
Es ist der Natur um uns schlechthin unmöglich, zu leben und zu überleben, wenn wir sie so traktieren und so wenig alleine ihr Werk tun lassen.
Meister Eckhart (1260-1328), deutscher Dominikaner, Mystiker
Durchgangshöhe ca. 3,5 Meter, Durchgangsbreite ca. 4 Meter, Material: Robinie/Eiche,
Gesamtbreite ca. 7 Meter, Skulpturenhöhe ca. 4,50 Meter
Ausgangslage
Basierend auf der öffentlichen Drucksache G-15/018 wurden seitens der Stadt Freiburg auf verschiedenen Gemarkungen diverse Kohärenzmaßnahmen* vorgeschlagen.
*Kohärenz bedeutet „Zusammenhang“ – der Verzicht auf die Waldbewirtschaftung.
Eine der Ausgleichsmaßnahmen für das 3. und 4. Gleis der Rheintalbahn war die Entwicklung einer Naturwaldzelle auf der Gemarkung von Waltershofen. Betroffen war hier ein Waldstück mit einer Fläche von ca. 10ha. Das Ziel ist die langfristige Sicherung und günstige Beeinflussung der Kernlebensräume für die hier festgestellte Bechsteinfledermaus. Die Aufgabe der forstlichen Nutzung fördert ferner die Artenvielfalt und den Lebensraum für weitere Tier- und Pflanzenarten, die auf Totholz angewiesen sind, unter anderem Mittelspecht, Hirschkäfer, Insekten, Pilze, Moose.
Kontroverse Diskussion im Ortschaftsrat
Die Stilllegung war im Ortschaftsrat heftig umstritten. In §10 der Eingliederungsvereinbarung vom 11. 04. 1972 verpflichtete sich damals die Stadt, dass dieser Bereich zur forstwirtschaftlichen Nutzung erhalten bleibt.
Nach vielen Recherchen, rechtlichen Prüfungen sowie Diskussionen stimmte dann der Ortschaftsrat in der öffentlichen Sitzung am 14. 04. 2015 der o. g. Drucksache zu.
Erneute Beschlussvorlage
Hierin wurde unter anderem die Verwendung der Gelder aus den Ausgleichs- Zahlungen der Bahn geregelt. Für Waltershofen bedeutete dies die Umsetzung konkreter Projekte zur Erholungsinfrastruktur. Einerseits wird ein Ortschafts- übergreifender Waldthemenpfad (Opfingen/Waltershofen) realisiert. Dieser verläuft auch am Waltershofener Holzversteigerungsplatz vorbei.
Dort regte der Ortschaftsrat das Aufstellen eines „symbolischen Eingangstors“ des Künstlers Thomas Rees an.
Ein wichtiger Aspekt war hier auch die langfristige Sicherung des Holzversteigerungsplatzes, der sich im Bereich der stillgelegten Waldfläche = Naturzelle befindet.
Letztlich werden an diesem Standort die Tradition der Holzversteigerung sowie die Nutzung des Festplatzes für den Löschzug Abt.11 der Freiwilligen Feuerwehr FR- Waltershofen dauerhaft gewährleistet.
die Entstehung im Oktober/ November 2016
in einer Nacht im Dezember
das erste Fest am Waldtor –
Waltershofener Holzversteigerung am 28. Januar mit Waldfest
Bilder vom Fest:
Sinnes-Wandel für die ganze Familie: Der Walderlebnispfad in Opfingen und Waltershofen wurde heute eröffnet
Im Waltershofener und Opfinger Mooswald hat das Forstamt in den vergangenen Wochen einen Walderlebnispfad eingerichtet, der an sechs Stationen den Lebensraum Mooswald beleuchtet und seinen besonderen Wert für den Naturschutz und den Menschen erlebbar macht.
„Dieser neue Pfad bringt den Waldbesucherinnen und -besuchern das faszinierende Ökosystem Mooswald näher. Vor allem aber soll er Spaß machen und die Bürger motivieren, diesen außergewöhnlichen Wald mit allen Sinnen zu erleben“, sagte Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik heute zur Eröffnung.
Gemeinsam mit den Ortsvorsteherinnen Petra Zimmermann und Silvia Schumacher, den Vertreterinnen, Vertretern und Verwaltungen der Ortschaften und dem Forstamt radelte die Bürgermeisterin von Station zu Station. Unterwegs spricht der neue Walderlebnispfad fast alle Sinne an.
So ist bei der „Tierstation“ ein scharfes Auge gefragt; hier sind Tiersilhouetten im Wald versteckt und harren der Entdeckung.
Eher um Geschicklichkeit geht es bei der „Totholz-Station“, die die Bedeutung von altem und totem Gehölz in bewirtschafteten Wäldern dokumentiert; hier können Besucher wie Totholzkäfer von Trittstein zu Trittstein hüpfen und damit als neue Art den Wald erobern.
Bei der „Kohärenz-Station“ kann man sich in Zweierteams in Fledermäuse versetzen, die ihre Jungen von Wochenstube zu Wochenstube tragen.
Die Station „Platz der Sinne“ stellt den Wald hingegen als Psychotop vor. Kunstfertige Bänke laden dazu ein, nach den Anstrengungen der Aktivstationen zur Ruhe zu kommen, die Kühle am Bach unter Baumkronen zu atmen und der gar nicht so leisen Stille im Wald zu lauschen.
Zwischendurch haben Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß und Revierleiter Markus Müller heute auf der Eröffnungs-Tour leicht verdaulich über die vergangene und aktuelle Bewirtschaftung der Mooswälder informiert. Diese oberrhein-typische Waldform verdankt ihre hohe Artenvielfalt nicht zuletzt der Arbeit vergangener und gegenwärtiger Förstergenerationen.
Zum gemütlichen Abschluss der Einweihungsrunde hat die Waltershofener Feuerwehr die Gäste am Holzversteigerungsplatz bewirtet. Dessen Eingangstor hat der Kappler Holzkünstler Thomas Rees geschaffen. Ein hölzerner Zug weist hier auf den Anlass für die Einrichtung des Walderlebnispfades hin: Für den Bau des dritten und vierten Gleises der Bahn entlang der Autobahn durch den Mooswald müssen in einigen Jahren Waldflächen weichen – und damit wertvoller Lebensraum für Vögel, Fledermäuse, Käfer und Moose. Als Ausgleich wurden im Waltershofener und Opfinger Wald über 50 Hektar Wald still gelegt, und über Jahre hinweg pflanzt das Forstamt im Mooswald noch zahlreiche Eichen. Tafeln entlang des Pfades informieren über diesen Zusammenhang und über die Bedeutung alter und junger Eichen für seltene und geschützte Tierarten. Der neue Walderlebnispfad in Opfingen und Waltershofen wurde zum Teil mit dem Geld finanziert, das die Deutsche Bahn der Stadt Freiburg für den Verzicht auf die Holznutzung bezahlt hat.
Ihr Ansprechpartner im Presse- und Öffentlichkeitsreferat:
Toni Klein, Telefon: 0761/201-1330
E-Mail: toni.klein@stadt.freiburg.de
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