Josef – sein vermeintliches Werk
Weihnachten am Pfeiferberg 2025

Josef steht mit Hammer und Stechbeitel neben der Krippe, als käme er gerade aus einem dieser Momente, in denen Material und Mensch miteinander verhandeln, wer hier eigentlich führt. Seine Hände tragen noch Spuren von Holz und Zeit. Überall Späne, doch das Werk vor ihm — warm, atmend, lebendig — hat sich ohne sein Zutun geformt.
Und dann passiert etwas, das Josef aus dem Konzept bringt: Das Kind grinst. Nicht irgendein Grinsen, sondern dieses kleine, schelmische Lächeln, das er sonst nur von Figuren kennt, die sich beim Schnitzen plötzlich „zeigen“ und behaupten: So, jetzt bin ich.
Maria beobachtet ihn und erkennt sofort, was in ihm vorgeht. „Josef“, sagt sie leise, „du überlegst gerade, ob das Werk dich auslacht.“
Josef nickt langsam. „Es sieht aus, als wüsste es etwas. Als hätte es sich selbst gemacht und würde mir jetzt sagen: ‚Schön, dass du deine Werkzeuge mitgebracht hast — aber diesmal war ich schneller.‘“
Er legt Hammer und Beitel ab, nicht aus Müdigkeit, sondern aus Respekt vor diesem kleinen Wesen, das ihn mit einem einzigen schelmischen Blick daran erinnert, dass manche Formen nicht erarbeitet werden, sondern geschehen.
Das Kind strampelt, grinst noch breiter — ein Ausdruck, der sagt: Ich bin fertig. Und ich weiß es.
Josef lächelt zurück. „Manchmal“, murmelt er, „ist das größte Wunder, wenn das Werk dich anschaut, als hätte es dich erschaffen.“
Das Kind streckte die Hand aus, berührte seinen Finger — und sah ihn dabei an, als würde es sagen: Willkommen im Prozess, Josef. Schön, dass du dabei bist.
Und so steht er da, mit den Werkzeugen des Erschaffens, und begreift, dass es Dinge gibt, die nicht aus Holz, sondern aus Wunder bestehen. Und dass er selbst, der sein Leben lang Formen aus Bäumen schnitt, manchmal einfach nur staunend die Hände sinken lassen darf.



