„die Gerichtseiche“
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Zerstörung in der Neujahrsnacht 2017………. |
Es gibt Bäume die im Lauf der Jahrhunderte über ihr bloßes Dasein hinaus zu Zeitzeugen und Schauplätzen wurden: als Treffpunkt, wo Menschen zu Musik und Tanz zusammen kamen, als Gerichtseichen, an denen Urteile gesprochen und vollstreckt wurden, als Versammlungsort, als Grenzbaum und Baumheiligtum.
Zwar sind aus der Zeit des frühen Rechtswesens mit der Thingversammlung unter freiem Himmel keine Bäume erhalten, dafür aber noch viele Zeugnisse aus späteren Jahrhunderten. Oft stehen solche Bäume an markanten Plätzen, Wegkreuzungen oder historischen Orten. So die Eiche am Castellberg in Ballrechten-Dottingen. Sie ist seit Menschengedenken Treffpunkt für Festlichkeiten, Ausflüge und Liebende – bot Schutz und Geborgenheit unter einer mächtigen Krone.
Laut mündlichen Überlieferungen sollen dort auch Gerichtsurteile vollstreckt worden sein.
Die Eiche ist seit längerem abgestorben und hätte entfernt werden sollen.
Dank einer aufgeschlossenen und unternehmungsfreudigen Gemeinde wurde der Baum auf eine etwas andere Art erhalten.
Geköpft zum Weiterleben… im Januar 2007
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Thomas Rees und die Gerichtseiche
Die alte Eiche beim Wanderparkplatz an der Castellberg-Hütte oberhalb Ballrechten ist über 400 Jahre alt und seit langem krank. Überliefert ist, dass an Ihren Ästen schon Gerichtsurteile vollstreckt wurden – deshalb der Name Gerichtseiche. Der Stamm hat einen Umfang von 7 m und einen Durchmesser von 2 m, die unteren 2 m sind hohl. Der Freiburger Künstler und Holzbildhauer Thomas Rees konnte gewonnen werden, den aus Sicherheitsgründen in ca 7 m Höhe gekürzten Baum zu gestalten. Offizielle Übergabe am 1.Mai 2007. das Schild bei der EicheUrsprung ist ein Baum, dessen Entstehung vielleicht bis ans Ende des Mittelalters zurückdatiert, dessen Wachstum in eine Zeit des Umbruchs fällt, in der sich das Weltbild änderte, noch geprägt von Aberglauben, Ängsten und Not. Hexen, Teufel und Drachen waren in den Gedanken und Vorstellungen der Menschen tief verwurzelt. Ein Fragment aus einer Zeit, in der das Umarmen eines Baumes als Bund mit dem Teufel gesehen wurde und der Weg zum Galgen oder Scheiterhaufen nicht weit war. Ein Baum, der schon seit Jahrhunderten Treffpunkt für die verschiedensten Anlässe war und teilweise noch ist – für Liebe und Festlichkeiten, aber auch für Gericht und Tod. Thomas Rees nutzte die natürlichen Formen des abgestorbenen Reliktes, um die Thematik in seiner ganzen Vielfalt aufzugreifen. Ein Gehängter nimmt unter einem dicken Ast Formen an. Ein Henker, ein Kreuz und eine trauernde Frau flankieren ihn. Ein Rabenvogel wartet über dem Opfer. Der Drache mit zweigeteiltem Schwanz trägt mit seinen Krallen die schwarzen Seelen von der Richtstätte fort. Der Geist des Baumes zeigt sein Gesicht an der Ostseite. Teufel und Schlange, Apfel und Kelch symbolisieren an der Westseite den dämonischen Ort der Verführung. Der Teufel hat die sich verändernde Welt im Blick. Ein Winzer greift mit der Hand nach den Trauben. Treppen, Höhlen, Tore, Fenster, Hütten, Türme und Zinnen auf der Spitze des Baumes erinnern an die frühe Besiedelung der Gegend durch Kelten und Römer mit Befestigungsanlagen sowie an spätere mittelalterliche Burgen. Im Inneren des Baumes sitzt eine Gestalt mit ketzerischen Gedanken: „Und die Erde bewegt sich doch!” Ein lachendes Gesicht an der Nordseite gibt zu verstehen: Es ist nicht alles so ernst zu nehmen ….Thomas Rees wurde 1959 in Freiburg geboren und lebt dort, mit seiner Frau und zwei Töchtern.Er arbeitet vornehmlich an Objekten und Installationen in freier Natur, mit einer Vorliebe für alte Bäume, die krumm, verwachsen, gebrochen, morsch geworden, kaum planbar und nach normalen Maßstäben nicht mehr zu gebrauchen sind.Holz, das schon viel erlebt hat und dessen natürliche Formen und Farben alleine schon Geschichten erzählen, gibt den daraus geschaffenen Skulpturen einen besonderen Ausdruck und den Betrachtern viel Raum für eigene Phantasien.
ein stummer Erzähler –
nicht zu hören – doch zu spüren, zu fühlen, zu erahnen, zu sehen
Am Dienstag nach Osten so am frühen Nachmittag: Thomas Rees arbeitet an der wahrscheinlich über 400 Jahre alten Gerichtseiche. Er hämmert, sägt, klettert hoch, nimmt Maß, wischt sich den Schweiß von der Stirn, schnitzt, entrindet, klettert runter, schaut sich den Baum von einer Distanz an, stellt das Gerüst um, sägt, … Unentwegt, stundenlang und nach einer Abfolge, die dem Zuschauer unerklärlich bleibt. Aber was seine Kreativität so entstehen läßt, ist schon faszinierend. So wird nach fünf Stunden aus einem langen Ast ein Drachen) – bzw. ist es überhaupt einer?
11.4.2007 Dr. Ekkehard Kaier
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Ein kleines Stück Geschichte aus der Anfangszeit des Baumes
Unter den Jahresringen des 16./17. Jahrhunderts sitzt in der Mitte des hohlen Baumes eine nachdenkliche Gestalt. Sie beobachtet eine Sonne und die darum schwebend angeordneten Kugeln. Vor sich auf dem Tisch eine Erdscheibe und eine Erdkugel.
Ein Weltbild verändert sich –
die Kugelgestalt der Erde war von den Gelehrten des Mittelalters akzeptiert. Das Weltbild des Kopernikus, sowie die Forschungsergebnisse des Galilei waren damals aber für Menschen und Kirche unvorstellbar. Die Erde und mit ihr die Menschen als Krone der Schöpfung, nicht mehr unbewegt als Mittelpunkt des Weltalls, sondern ein Planet unter vielen um die Sonne kreisend?! Das löste Verunsicherung und Angst aus und durfte nicht sein! 1616 ließ der Papst die neue Lehre als ketzerisch verurteilen. Unter dem Zwang des Inquisitionsgerichts im Jahr 1633 in Rom widerrief Galilei seine „falsche Lehre“.
359 Jahre später erfolgte die offizielle Rehabilitierung, d.h. die Aufhebung des Ketzerei-Vorwurfs und des Urteils.
Unser Wahrzeichen am Castellberg – die schönste geschnitzte Eiche Deutschlands – wurde heute Nacht durch Brandstiftung zerstört
Bernd Gassenschmidt , Bürgermeister i. R. , 01. Januar 2017
9. Januar 2017 – das Bergen des Eichen-Torsos in Begleitung des SWR-Fernsehens
hier zum Beitrag in der Landesschau Aktuell am 13.Januar 2017
Nach Brandanschlag auf Gerichtseiche: Künstler und Bürgermeister wollen ein Zeichen setzen
ein Beitrag in der Badischen Zeitung von Sabine Model am 10. Januar 2017
Im Gegensatz zur Pest ist Dummheit keine Krankheit, weshalb keine Hoffnung besteht, sie jemals ausrotten zu können.
Norbert Wiener
Gedanken zu einem Neuanfang…. (nur mit Passwort)
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