Angelus

„Angelus“ Weihnachten 2024 auf dem Pfeiferberg

      Angelus 24

 

„Angelus“ – Eichenhoz, 4 Meter hoch, etwa 3 Tonnen schwer, 200 Jahre alt

Entwurf:

 

„Angelus“

Vom lateinischen Wort Angelus ist das deutsche Wort Engel abgeleitet. Schon in der Antike wurden Engel als Gesandte höherer Mächte angesehen und durch die Geschichte hindurch bis heute sind sie Grenzgänger zwischen den Welten, die als Botschafter, Beschützer, Begleiter, Verkünder, Krieger, und Strafende ganz unterschiedliche Rollen einnehmen. Unverkennbar sind ihre Flügel, die sie auf ihren Wegen zwischen Himmel und Erde tragen.

Die Mythologie kennt auch gefallene Engel, die das Böse verkörpern und als Teufel und Dämonen in Erscheinung treten. Bekanntes Beispiel ist Lucifer, einst der Lieblinsengel Gottes, der sich gegen dessen Ordnung auflehnte und zum teuflischen Widersacher Jesu wurde.

Die im Jahr 2024 aus Eichenholz geschaffene, vier Meter hohe Skulptur, stellt einen Engel dar. Barfuß, mit himmelwärts gefalteten Flügeln und würdevoller Haltung blickt er mit großen durchdringenden Augen auf das Geschehen. Seitlich oberhalb der Stirn ragt ein Horn hervor. In seinen Händen trägt er eine Kugel, die von einem auf dem Kopf stehenden Kreuz durchdrungen wird.

Diese Umkehrung des Kreuzes steht für verschiedenste Bedeutungen — unter anderem kann es als ein Zeichen des Aufbegehrens gegen eingefahrene Normen und das Agieren von Institutionen und Führern gesehen werden.

Die Kugel in den Händen des Engels könnte daran erinnern, dass er ein Zwischenwesen ist, das sowohl mit der himmlischen als auch der irdischen Sphäre verbunden ist und dass er aus dieser Verbindung über die Welt wacht und sie trägt. Doch genau diese Verbindung droht verloren zu gehen: Das Kreuz durchstößt schwertähnlich nach oben die Kugel und seine Spitze kommt dem Engel gefährlich nahe. Das könnte eine Bedrohung, Spaltung und einen Wandel von Werten in unserer Gesellschaft andeuten, konträr zur Bedeutung des Petruskreuzes, welches ebenfalls nach unten orientiert ist, aber für Glaube, Demut und Verbundenheit steht.

Und das eine Horn? Das Gute allein gibt es nicht. Das Horn, als Attribut des Leibhaftigen in einem Engel des Guten, erinnert, —; ähnlich wie das Kreuz, —, an das Zweigeteilte, Gegensätzliche. Hier, an die widerstreitenden Engel, an die guten und den bösen Dämonen, die auf das Erdgeschehen einwirken.

Und was könnte der Stern mit Schweif bedeuten? Von einem unbekannten Absender überbrachten Kometen vor Milliarden von Jahren die Baupläne des Lebens auf unsere Erde. Doch diese Darstellung in Verbindung mit dem Engel deutet auf einen Himmelskörper hin, der anders war. Er trug nicht nur Licht und Hoffnung, sondern auch ein Mysterium aus den Tiefen des Weltalls.

Im Gruß von den Sternen verbarg sich eine Botschaft von Frieden, Liebe und der Einheit aller Geschöpfe.

Die gesamte Skulptur, mit ihrer bildlichen Sprache und ihrer archaisch rauen Kraft, soll sowohl zum Nachdenken anregen als auch Raum für verschiedenste Interpretationen öffnen.

 

Thomas Rees, im Dezember 2024