„des Waldmanns Freud“
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Die Skulptur im Opfinger Wald
Ein paar Tage vor Weihnachten 2011, war ich am Opfinger See, um mir die Eiche anzuschauen, die für die Skulptur im Opfinger Wald geplant war. Leider war sie von vielen Rissen durchzogen und für meine Zwecke nicht zu gebrauchen. Eine „Blitzeiche“ – wie ich dann später erfahren habe – vom Blitz getroffen und innerlich zerrissen.
Ich war dann im Wald unterwegs um einen anderen Baumstamm zu finden. Die Zeit drängte und ich war schon leicht verzweifelt, als ich am Abend an dem Platz war, an dem die Skulptur in 3 Wochen aufgestellt werden sollte. Als ich mich wieder auf den Weg machte, hatte mich schon damit abgefunden – ohne Baum keine Skulptur! Beim Vorbeifahren – ein paar Meter weiter im Halbdunklen sah ich im Wald einen Baumstamm liegen. Schon überwuchert, die Rinde teilweise weggebrochen, das Splintholz morsch, der Kern aber gut. Ein ordentliches Stück Baum: über 5 Meter lang, über 1 Meter dick, 2-3 Tonnen schwer. Eine Eiche, die vor 2 Jahren mit Axt und Handsäge gefällt wurde. Das wurde dann der Holzstamm mit dem ich mich die nächsten Wochen beschäftigten sollte..
Das Thema war noch offen: Der wunderschöne Wald, die Natur, Forstwirtschaft, Waldarbeit, globale Einflüsse, die auch hier zu spüren sind und vor allem die für diesen Wald typischen, mächtigen Eichen, die ich oft schon mit Ehrfurcht betrachtet habe. Durch die „Blitzeiche“ kam mir wohl der Gedanke an eine sehr alte Geschichte. Eine Geschichte, die sich vor etwa 1300 Jahren abgespielt hat. Die großen alten Eichen waren damals die „heiligen“ Bäume der Germanen und waren ihrem Gott „Donar“ gewidmet – der „Wettergott“ – Gott für Blitz und Donner. Der heilige Bonifatius war damals in unseren Landen als Missionar unterwegs, um die Heiden zu bekehren. Um die Ohnmacht der alten Götter zu demonstrieren hat er den Frevel begangen und solch eine heilige Eiche gefällt. Wider erwarten wurde er nicht erschlagen und nicht vom Blitz getroffen – der Wettergott verhielt sich ruhig, die Strafe blieb aus!
Heutzutage denkt beim Fällen eines Baumes sicher niemand mehr an die Rache eines germanischen Gottes und trotzdem sollte diese Geschichte indirekt Teil der Thematik in der Skulptur werden.
Die Skulptur: Ganz oben eine weibliche Gestalt – symbolisch für die „Mutter Natur“ als lebendiges, gebärendes und nährendes Wesen in all ihrer Freizügigkeit, Schutzbedürftigkeit, Schönheit aber auch in ihrer Verletzlichkeit, Wildheit und ihrem Zorn.
Unten, die zwei Waldmänner, die sich mit Axt und Keil daran machen den Baum zu fällen. Sie stehen symbolisch für das Schaffen und Streben des Menschen, aber auch für Begehrlichkeiten und den schier unermesslichen Bedarf an Ressourcen.
Auf der Rückseite der Fällkerb: Zum Fällen eines Baumes wird eine große Kerbe in das Holz geschlagen oder gesägt, um das Holz gezielt zu schwächen. Hier steht der Fällkerb für unsere angeschlagene Natur und unser geschwächtes Ökosystem. Wieder auf der Vorderseite der Keil: Mit jedem Schlag der Axt wird der Keil tiefer in das Holz getrieben, erzeugt ein immer höheres Spannungsfeld, das dann zum Bruch des Holzes führt – der Baum fällt. Im übertragenen Sinn steht der Keil für das Eindringen und das Zerstören der Natur und damit für das Erzeugen eines immer größeren Spannungsfeldes zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Der Baum/ die Skulptur steht bewusst in Schieflage, das soll heißen: das Ungleichgewicht in der Natur wird größer und dieses Ungleichgewicht bekommen wir Menschen immer mehr zu spüren. Ob Lothars, Katrinas – Orkane, Wirbelstürme – extreme Trockenperioden oder Regenfälle. Die Natur spielt verrückt! Für dieses Aufbäumen der Natur und die Entfesselung der Naturgewalten steht der Blitz aus der Hand der Mutter Natur.
Die andere Hand bedeckt eine Brust und steht für Schutzbedürftigkeit. Die offene Brust steht für das Mütterliche, das Nährende.
Die Spirale, die sich aus dem Bauchnabel entwickelt, steht für die Evolution, für das sich Entwickeln und Erneuern.
Auf der Rückseite ist das von Käferlöchern durchzogene, helle Splintholz bewusst nicht entfernt und wird in wenigen Jahren zerfallen sein – als Zeichen der sichtbaren Vergänglichkeit.
Wie die Geschichtevom Hl. Bonifatius und dem Wettergott endete ist bekannt. Die hier symbolisch dargestellte Geschichte von Mensch und „Mutter Natur“ hat noch ein offenes Ende.
Bei tagelangem monotonem Hämmern und Sägen ist viel Zeit für den freien Lauf der Gedanken und manchmal entwickelt sich das Thema in neue Richtungen. Als ich beim Installieren der Skulptur auf dem Platz im Opfinger Wald die vielen frisch gepflanzten Bäume sah, wusste ich, es fehlt in der Geschichte noch ein Stück: Eine Hand, die einen Baum pflanzt – das werde ich noch nachholen.
Der Name der Skulptur soll kein negatives Szenario beschreiben, sondern Ausdruck der Freude an der Waldarbeit (spiegelt sich in den Gesichtern der Waldmänner) und dem Respekt vor der Natur sein. In der Skulptur sind Mensch und Natur aus einem Baum gearbeitet – im Bewusstsein, dass der Mensch nur ein Teil des Ganzen ist.
„Des Waldmanns Freud und Mutter Natur“ die Eiche im Opfinger Wald
thomas rees, im 21. Januar 2012
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im Entstehen – eine Skulptur aus einem Eichenstamm.
Höhe etwa 5,30 Meter
Durchmesser unten noch etwa 1 Meter
Gewicht etwa 2 Tonnen
Stieleiche, Alter etwa 150 Jahre
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Der Transport und das Aufstellen im Opfinger Wald
an einem eisigen Morgen im Januar 2012 –
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Einweihungsfeier und Enthüllung am 21.01.2012
Frau Bürgermeisterin Stuchlik und Ortsvorsteher Satadelhofer bei der Enthüllung
Und dann, als das Tuch endlich fällt, kämpfen sich wie auf Kommando einige Sonnenstrahlen durch die Wolken und tauchen die Holzskulptur in ein wärmendes Licht……. (Badische Zeitung)
Bei der Holzversteigerung wird große Skulptur eingeweiht.
von Nikola Vogt in der Badische Zeitung