Uralte Gerichtseiche von Vandalen zerstört

 

Uralte Gerichtseiche von Vandalen zerstört

Fast liebevoll streichen die Hände über den geschundenen Stamm, seine Augen suchen nach irgendwas Vertrautem. Thomas Rees und die alte Gerichtseiche vom Castellberg, beziehungsweise das, was von ihr noch übrig ist. Irgendjemand hat ihren hohlen Stamm mit Feuerwerkskörpern vollgestopft und angezündet. Dieser Akt blinder Zerstörungswut in der Sylvester-Nacht macht den Künstler irgendwie sprachlos.

In der Erinnerung Bilder aus dem Mai 2007. Damals waren alle fasziniert von Gesichtern, der Symbolik und den Figuren, die der Künstler dem harten Holz in monatelanger Arbeit abgerungen hatte. Gerichtsurteile sollen an diesem Baum vollstreckt worden sein, Rees ließ Not und Aberglaube im Mittelalter einfließen, nutze Risse und abgestorbene Äste und schuf ein Kulturdenkmal, das es so in Deutschland vermutlich kein zweites Mal gibt. Jetzt liegt es vor ihm, schwarz, verkohlt, zerborsten. Es dauert bis der Künstler seine Gedanken in Worte fassen kann.

Auch das ist Teil ihrer Geschichte – die Eiche stand am Ortsrand und war doch immer Mittelpunkt. Die große Krone bot Schutz und spendete Schatten, ihr mächtiger Stamm war Treffpunkt für Einheimische und Liebespaare. Sie hat vier Jahrtausende überdauert, hat Kriege überstanden und Stürmen getrotzt – den Brandstiftern in der Sylvester-Nacht war sie schutzlos ausgeliefert.

Auch der Ort „trauert“ und mit ihm Bürgermeister Bernhard Fehrenbach. Das letzte Geleit, wenn man so will, wird zu einem Balanceakt. Manches hat den Flammen der Sylvester-Nacht getrotzt – Thomas Rees will daraus etwas Neues schaffen. Als der Stamm endlich sicher auf dem Hänger liegt, weicht die Fassungslosigkeit der Zuversicht. 500 Euro Belohnung hat die Gemeinde für die Ergreifung der Täter ausgesetzt, doch was sie hier noch mehr hoffen ist, dass die Gerichtseiche eines Tages an ihren angestammten Platz zurückkehren wird.

Stand: 12.1.2017, 13.59 Uhr

Christof Gerlitz, SWR-Fernsehen