Anna Kapelle

 
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Anna-Kapelle
Die Holzskulptur in der Anna-Kapelle
Inschrift Anna-Kreuz
Neuerstellung der alten Sühnekapelle zu Ehren der Hl. Anna in Freiburg-Ebnet
Bilder Anna-Kapelle
Das Kreuz auf der Anna-Kapelle

 

Anna Kapelle, Freiburg Ebnet
die neue Anna-Kapelle – wo Zeit und Ewigkeit sinnbildhaft vereint sind

 

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die Skulptur in der Anna-Kapelle

 

Der Holzkünstler Thomas Rees schuf den Innenraum einer neuen Anna-Kapelle

Freiburg (KNA) In einer Zeit, in der in Deutschland Kirchen eher verkauft oder einer nichtsakralen Nutzung zugeführt werden, ist auch der Neubau von Kapellen nicht mehr Ausdruck modernen Frömmigkeitsgefühl. Umso mehr erstaunt, dass im Freiburger Stadtteil Ebnet eine bereits 1811 abgerissene Anna-Kapelle durch einen modernen Neubau ersetzt wurde. Die Idee dazu hatte der frühere Ebneter katholische Pfarrer Prof. Dr. Franz Enz über Jahre engagiert verfolgt. Seit gut einem halben Jahr lädt die von dem Radolfzeller Architekten Siegfried Stier entworfene und mit Spenden erbaute neue Anna-Kapelle zu Meditation und Gebet.

ie Skulptur in der Anna Kapelle
die Skulptur in der Anna Kapelle

Vielfache Anregung dafür bietet die außergewöhnliche Innenraumgestaltung durch den Holzkünstlers Thomas Rees aus dem benachbarten Ortsteil Kappel. Ihm gelang es, aus einer 100 Jahre alten Linde ‚ die seit Jahren, vom Sturm entwurzelt, im Zastlertal über einem Wildbach lag, einen auferstandenen Christus zu formen: Aus dessen Herzen entströmen Anna. die Mutter Marias, und seine eigene Mutter mit dem Jesuskind. Der Auferstandene berührt mit seiner linken Hand seine Mutter und die rechte Hand des Jesuskindes, also seine eigene Kindheit in der Zeit — womit der Künstler sinnbildhaft Zeit und Ewigkeit verbinden wollte. In weiteren Details zertritt die „neue Eva“ der Schlange den Kopf Eine andere Darstellung erinnert an den Mord an Abt Konrad von St. Märgen im Jahn 356 durch Johann Snewlin von Landeck, den die spätere Nachfahrin Anna von Snewlin-Landeck mit der Errichtung der ersten Annakapelle 1570 sühnen wollte.

Erste große öffentliche Aufmerksamkeit fand Thomas Rees, als er nach dem Orkan Lothar oberhalb eines entwurzelten Waldstücks von Kappel aus Fallholz eine „lebende“ Naturkrippe gestaltete. an der spontan abgehaltene Krippenfeiern von Tausenden Menschen besucht wurden. Damit und auch mit späteren, immer mehr verfeinerten Holzkunstwerken wollte und will er durchweg aus sterbenden oder toten uralten Bäumen Neues schaffen, was an die Vergänglichkeit und zugleich an eine das Zeitliche überdauernde Dimension erinnern soll. Bevor Rees an einem neuen Holzkunstwerk arbeitet, erforscht er zunächst tiefgründig Geschichte, Legenden und Sagen der Region rund um die geplante Darstellung bei der lokale Aspekte immer eine wichtige Rolle spielen. Und bei seiner Arbeit die er angesichts der Größe seiner Holzplastiken nur in der freien Natur durchführen kann, lässt er sich auch von Minusgraden und schlechter Witterung nicht abhalten. Während der Arbeit kommen ihm immer neue Ideen — mit teilweise geradezu seherischen Aspekten. So sollte in der neuen Annakapelle hinter dem auferstandenen Christus das riesige Kreuz mit seinem mächtigen Querbalken nicht nur die Kapelle stützen Den, fünf Meter langen Längsbalken, ließ Rees ganz bewusst auch durch die Mauer aus der Kapelle hinausragen. Mit der Verbindung vom Profanen außerhalb zum sakralen Raum der Kapelle wollte er zum Ausdruck bringen, dass auch unsere säkularisierte Welt durch das Kreuz erlöst ist — und unbewusst und ungewollt in den sakralen Bereich hineinragt. Das, so Rees, überkommt ihn einfach bei der Arbeit; der Hintersinn erschließe sich auch ihm oft erst später. — „Wahre Kunst tendiert zum Gebet“, so hat Franz Kafka einmal formuliert. Gemeint hat er damit, dass echte Kunst im Betrachter ein erhebendes Gefühl bewirkt.

Wer sich Zeit nimmt, die Holzdarstellung der Mutter Anna, ihrer Tochter Maria mit dem bewusst älter dargestellten Jesuskind und dem sie überragenden auferstandenen Christus in Ruhe zu betrachten, wird in dem Gesamtkunstwerk immer wieder neue Details entdecken, die ihn innerlich bewegen, aber auch Widerspruch auslösen können — auch Letzteres eine von Rees durchaus erwünschte Wirkung. „Wenn ich versuchen wollte, Allen und Allem gerecht zu werden, müsste ich meine Individualität und damit auch meine Handschrift verleugnen“, so Thomas Rees. Kunst aber ist immer individuell wenn sie nicht in ihrer Freiheit beschränkt und diktatorisch „genormt“ wird.

Diese Erfahrung macht Rees mit vielen seiner über die Region hinaus bekannten und oft provozierenden Darstellungen vom Werden, Vergehen und Neu-Entstehen. Fast immer haben sie auch oder vorwiegend eine religiöse Dimension, die Anstoß erregt: Anstoß zum Nachdenken, zum Meditieren – oder auch zum Beten

 

 

Hans Lipp

 

Freiburg, im Februar 2011

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Die Holzskulptur in der Annakapelle

von Thomas Rees ist aus einer ca. 100 Jahre alten Linde herausgearbeitet. Auffallend an dieser Figurengruppe ist die große Christusdarstellung, die zusammen mit dem Kreuz aus Robinienholz den Hintergrund für die Hl. Anna und Maria mit Jesus abbildet.

Ein auferstehender, sich aufrichtender Christus der den Querbalken des Kreuzes nach oben wölbt – das Kreuz ist keine Last mehr, Qualen und Tod sind überwunden. Auf dem Haupt befindet sich keine schmerzende Dornenkrone sondern ein sonnenförmig dargestellter Strahlenkranz. Dieser ist eine ursprüngliche Form der Darstellung des Heiligenscheins und ist in vielen Kulturen ein Symbol für das Mächtige, Erleuchtete oder Heilige. Hier wirkt er gleich der Sonne als das alles Überstrahlende, Quelle allen Lebens. Die Anzahl der Strahlen sind ein Hinweis auf die Symbolik der Zahl zwölf.

Zerrissenheit und Zweifel symbolisiert für Thomas Rees die rechte, dunkle und von einem tiefen Riss durchzogene Gesichtshälfte. Der zweifelnde Mensch im Zwiespalt zwischen Glaube, Wissenschaft und Realität. Ein trotzdem lächelndes, milde blickendes Gesicht neigt sich dem Betrachter entgegen. Von der linken Brustseite, dem Herzen ausgehend, öffnet sich die Skulptur gleich einem Mantel; Anna und Maria mit dem Jesuskind erscheinen darin. Das sich öffnende Herz steht als Ursymbol der Liebe, des Lebens und für das Innerste des Menschen.

Über Augen und Hände stehen die Figuren vielfältig miteinander in Beziehung. Die fragenden Augen des Kindes, der sorgende Blick der Mutter….

Die Hände Annas erweitern gleichsam die vom Herzen ausgehende Öffnung an deren Ende Marias Fuß heraus tritt. Die schützende Hand Jesu über beiden Frauen, die Berührung der Fingerspitzen des Kindes mit denen des auferstehenden Christus lassen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ineinander übergehen. Marias Wange wird von der Hand des Säugling berührt…

Thomas Rees unterstreicht mit diesen Gesten und Gebärden den inneren Zusammenhang, in dem die Figuren und deren Leben stehen.

Mit der Schlange und dem Apfel wird auf die Erzählung im Buch Genesis hingewiesen, bei der Eva entgegen dem Rat Gottes eine Frucht vom Baum der Erkenntnis nimmt. Maria gilt demgegenüber als die neue Eva, die das Böse überwindet und für die Neuschöpfung steht, deren Beginn in der Geburt Jesu zu sehen ist.

Die Verehrung der Hl. Anna und deren Darstellung in der sogenannten „Anna selbdritt“ (Anna, Maria und Jesuskind), hat ihren Ursprung in der Frömmigkeit des 13./14. Jahrhunderts und wurde im späten Mittelalter ein beliebtes Motiv in der Christlichen Kunst. Die Skulptur schafft somit einen Bezug zu der ursprünglichen Anna-Kapelle und der damaligen Zeit („selbdritt“ ist ein altes Wort für „zu dritt“).

Das Kreuz durchbricht mit seinem Längsbalken die Außenmauer und ragt aus der Kapelle heraus. Der Querbalken hat gleichzeitig eine tragende und symbolische Funktion zu der himmelwärts gerichteten Dachkonstruktion.

Die Fenster in der Kapelle geben den Blick auf die Seiten der Skulptur frei. So ist auf der Südseite ein Teil der Geschichte des Ortes dargestellt: der Mord an Abt Konrad von St. Märgen (1356), der Bau der ursprünglichen Sühnekapelle (1570) und der Abriss der in Kriegswirren zerstörten Kapelle (1811). Auf der Nordseite ist David, einer der Erzväter Israels, zu sehen. Laut Geschichte hat er König Saul mit den Klängen seiner Harfe die bösen Geister vertrieben.

Die Architektur der Anna-Kapelle und die Skulptur im Inneren stehen in einer besonderen Beziehung: Die drei zum Himmel strebenden Segel als Symbol der Dreifaltigkeit und als beschützende Teile über der kleinen Kapelle zu dem auferstehenden, schützenden Christus über Anna, Maria und dem Kind. Die Dreifaltigkeit – dargestellt mit dem Symbol der Sonne, die Sonnenscheibe als Gott-Vater, die Strahlen als Gottes Sohn und die strahlende Wärme als heiligen Geist. Die sich öffnenden Mauern zu dem sich öffnenden Herzen. Das Kreuz ist Teil der Skulptur, Teil des Bauwerks und schafft gleichzeitig eine Verbindung von außen nach innen.

…und der „Höllentäler“ verfängt sich in den Segeln des Daches und im Innern trifft er auf Maria, die ihm entgegen tritt.

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Bei der Flurbereinigung stieß Pfarrer Enz auf das alte Anna-Kreuz in Freiburg-Ebnet. Im Sockel eingemeißelt die Erinnerung an eine alte Kapelle. Der Gedanke ließ in nicht mehr los. Kapellen zu bauen ist etwas außer Mode und Menschen dafür zu begeistern ist sicher nicht ganz einfach. Im Flugzeug über der syrischen Wüste stellte er dem Ebneter Mitbürger Gerhard Sütterlin seine Gedanken und Pläne vor und fand in ihm einen Mitstreiter.

Es wurde ein Förderverein gegründet mit dem Ziel eine Neue Anna-Kapelle zu bauen…..

 

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Neuerstellung der alten Sühnekapelle zu Ehren  der Hl. Anna in Freiburg-Ebnet

Ein Mord an einem St. Märgener Abt als historischer Hintergrund?

Hermann Althaus

Die neue Annakapelle vor dem alten Annakreuz an der ehemaligen B31 in Freiburg-Ebnet.

Unlängst errichteten die Bürger von Freiburg-Ebnet auf dem Platz der Weggabelung zwischen der alten Villingerstraße St. Peter-St. Märgen beziehungsweise der Strecke in Richtung Himmelreich und Höllental (B31 alt) die seit 1811 zerstörte Annakapelle neu. Sie ist nach Osten weit geöffnet, empfängt mit offenen Armen den nach Freiburg Kommenden, weist auf das alte unter den fünf mächtigen Linden stehende Steinkreuz hin. Im Innenbereich hat der bekannte Holzbildner Thomas Rees aus einem dicken Lindenstamm eine gelungene »AnnaSelbDritt « gearbeitet, die von einer großen Christusfigur umschlungen wird. Das Kapellendach wird pyramidenförmig von drei himmelwärts strebenden starken Holzbalken getragen.

Einweihung der neuen Annakapelle in Ebnet / Freiburg mit starker Anteilnahme

der Bevölkerung.

Ein Ort mit Geschichte und Geschichten

Der Platz für die kleine Kapelle ist mit Bedacht gewählt. An dieser Stelle soll 1356 ein Abt des Augustinerklosters St. Märgen von gedungenen Mördern des Johann Schnewlin aus politischen Motiven erschlagen worden sein. Stand der reiche Bürgermeister Freiburgs mit deren rivalisierenden Benediktinern von St. Peter in Verbindung? Die Geschichtsbücher geben keine eindeutigen Antworten. Aber etwa 200 Jahre später (a. 1568) ist es Anna von Schnewlin-Landeck, in Ebnet verheiratet mit Friedrich von Sickingen, die zur Sühne, aus Reue, spätem Schuldbewusstsein oder nur zur Ehre ihrer Namenspatronin Anna eine Kapelle hier errichten ließ.

Die vielen Plünderungen, unter denen gerade auch das Dreisamtal im 30-jährigenund in den Franzosenkriegen zu leiden hatte, führten dazu, dass die Annakapelle 1811 abgerissen wurde. An ihre Stelle setzten fromme Bauersleute 1825 ein steinernes Erinnerungskreuz, das von mehreren Linden schützend umgeben wurde und bis heute steht. Dass sich Legenden und Spukgeschichten um diesen Platz entwickelten, blieb nicht aus.

 

Ein Neubeginn

Es zeichnet den umtriebigen Pfarrer Dr. Enz aus Ebnet aus, dass er zusammen mit dem Förderverein und Freiherrn v. Gayling-Westphal Sponsoren für Architekten und Materialkosten fand, und ebenfalls tatkräftige Helfer und künftige Pfleger, die das Projekt eines modernen Neubaus in Angriff nahmen, vollendeten und Bereitschaft für die Folgekosten übernahmen. Die Kapelle soll Kommenden und Gehenden ein Ort kurzer Einkehr sein, aber auch für Taufen und Hochzeiten dienlich sein. Mit dem über die Region hinaus bekannten Holzbildhauer (und Informatiker) Thomas Rees aus Kappel gab es eine erfrischend fruchtbare Zusammenarbeit bei der modernen Innengestaltung der Annakapelle. Aus einer im Zastlertal umgestürzten mächtigen Linde schuf dieser das verständliche Motiv einer »AnnaSelbDritt«, die von einer großen Christusfigur beschützt wird.

 

Verbindung von Symbolik und Religion

Thomas Rees ist im weiten Freiburger Umland bekannt für seine mythischen und biblischen Holzarbeiten, Gestalten und Figuren, die er in umgestürzten Baumstümpfen, Ästen, Zweigen und Wurzeln sieht und dann kunstvoll herausarbeitet. So entstand die Gerichtseiche in Ballrechten-Dottingen, der geheimnisvolle Waldpfad in Günterstal, die Weihnachtslegende am Pfeifferberg bei Kirchzarten und vieles andere mehr. Seine Aufgabe in der Annakapelle dürfte nicht die leichteste gewesen sein, denn er wollte auf dem historischen Hintergrund »Mord, Sühne und Zerstörung« gleichzeitig »Glaube, Hoffnung und – Mut zum Neuen« zum Ausdruck bringen. Das religiöse Verständnis für die Symbolik erschließt sich an vielen Stellen sehr schnell, aber gerade beim Betrachten der überragenden Christusfigur braucht man einige Zeit, um auf dem historischen Hintergrund des lateinischen »sol invictus« oder des ägyptischen »Sonnengottes« den Strahlenkranz (Gloriole) oder das Feuerzeichen des göttlichen Geistes zu erkennen. Dabei hat der (zunächst) furchterregende Gott ein leises Lächeln in seinem Gesicht, die Fröhlichkeit des Auferstandenen ohne die Dornenkrone. Er deckt mit seiner schützenden Hand und dem fließenden Umhang die beiden Frauen und das Kind. Der senkrechte Kreuzbalken trägt gleichzeitig auch die Dachkonstruktion der drei pyramidenförmigen Balken, die in der Spitze zusammen laufen – ein Symbol der Dreieinigkeit.

Thomas Rees plant die Herausgabe einer informativen und erschließenden Kurzbeschreibung seiner Arbeit. Dafür sei ihm im Namen aller Besucher und Betrachter auch von hier aus gedankt.

 

Anschrift des Autors:

Hermann Althaus

Scheffelstraße 9b,79199 Kirchzarten

Neuerstellung der alten Sühnekapelle zu Ehren der Hl. Anna in FR-Ebnet

Hermann Althaus Badische Heimat 2/2011

 

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